1. Lesung: Phil 3,20-4,1
Evangelium nach Lk 9,28b-34
Wir sind unterwegs. Wohin gehen wir? Wir machen unsere Erfahrungen, positive und negative. Wir versuchen uns, zusammen mit anderen, ein Leben aufzubauen. Dabei gibt es Momente des Glücks. Aber es sind nur Momente, die oft sehr kurz sind. Wir sind unterwegs, suchend und fragend. Es ist, als ob wir durch ein tiefes, unbestimmtes Verlangen immer weiter getrieben werden. Wenn wir ein Ziel, das wir uns gesteckt, erreicht haben, sind wir irgendwie glücklich, aber meistens dauert das nicht allzu lange und wieder sind wir unterwegs, unruhig suchend. Aber was suchen wir? Ein Zuhause, einen Zustand letzter Geborgenheit, einen tiefen inneren Frieden? „Unsere Heimat, unser Zuhause, ist im Himmel, bei Gott“, sagt Paulus. Starke Worte! Kann ich ihm zustimmen?
„Unsere Heimat ist im Himmel.“ – Ein ungewöhnlicher Satz, oft falsch verstanden. Es kann doch nicht sein, dass wir uns jetzt, vorläufig, in einem „Tal der Tränen“ befinden und nur hoffen können auf ein Jenseits, den Himmel, wo alles besser ist! Als ob das Leben hier nur traurige Nichtigkeit wäre und das eigentliche Leben erst nach dem Tod käme. Um in dieser traurigen Welt überleben zu können, bräuchten wir ein Betäubungsmittel, einen Glauben an ein Jenseits, wo alles besser sein wird. Wir müssen nur versuchen, das jetzige Leben durchzustehen. Eine Vertröstung auf das Jenseits also! Und das hat Paulus sicher nicht gemeint!
Im heutigen Evangelium wird erzählt, dass drei Freunde von Jesus das Gefühl haben, ein Stückchen Himmel, eine Heimat gefunden zu haben. Es ist für sie ein Höhepunkt, eine Sternstunde, ein „Gipfelerlebnis“, das sie unbedingt festhalten möchten. Der Berg ist in der Bibel oft der Ort der Gottesbegegnung.
„Meister, wie gut, dass wir hier sind. Lass uns hierbleiben! Wir wollen drei Hütten bauen.“ Der Evangelist Lukas kann diese tiefe, überwältigende Erfahrung nur mit Bildern und Symbolen beschreiben.
Welche Erfahrung machen die drei Jünger? Sie erkennen Jesus als den, der der himmlischen Welt angehört: Er ist sozusagen durchstrahlt von Gott (sein Gesicht strahlt und seine Kleider wurden blendend weiß). Jesus – der Mensch, in dem Gott, aufstrahlt, uns anspricht. Gott selbst sehen sie nicht. Er ist durch eine Wolke verdeckt, aber er spricht zu ihnen. Jesus gehört zu den Großen des Alten Bundes (Mose, Elija). Seine Autorität ist sogar größer. Und sie vernehmen von Gott selbst: Jesus ist der von Gott ‚Gesandte. Auf ihn sollen sie hören, damit sie ihr endgültiges Lebensziel, die endgültige Lebenserfüllung finden können.
Diese beglückende Erfahrung, in der Form einer Vision beschrieben, ist aber kein bleibender Zustand. Sie müssen zurück den Berg hinunter, wieder ins normale Leben. Hier müssen sie ihren Lebensweg fortsetzen, weiterhin tastend und suchen, aber bereichert durch eine Gotteserfahrung. Sie wissen, was ihre wahre Heimat ist und sind bereit sich auf den Weg dorthin von Jesus leiten zu lassen.
Der Himmel ist kein Ort dort oben. Gott ist nicht einfach oben. Gott ist auch nicht einfach – örtlich gesprochen – im Himmel. Ein Sprichwort bringt es auf den Punkt: „Überall, wo der Himmel ist, ist Gott; denn der Himmel ist Gott.“ Gott lässt sich nicht in menschliche Kategorien wie oben und unten einordnen. Überall, wo wir in Beziehung mit Gott leben, ist Himmel. Und: Der Himmel beginnt hier auf Erden und nicht nach dem Tod. Sagen wir nicht, wenn wir eine ganz schöne, tief ergreifende Erfahrung machen: „Das ist der Himmel auf Erden.“?
Unsere letzte Geborgenheit, unser letztes Zuhause, finden wir in Gott. Zu ihm sind wir unterwegs. Er ist unser Endziel. Aber gelegentlich, kurzfristig, können wir jetzt schon solche Erfahrungen machen, in Momenten der Stille, in Gebetsmomenten, in Geschehnissen, wo wir uns mit Gott verbunden fühlen.